Weltmusikfestival in Rudolstadt – Schwarzatal – Grünes Band
Zehn Tage in Thüringen – auch dieses Jahr wieder Weltmusikfestival und anschließend wandern …
Das Rudolstadt Weltmusikfestival hatte dieses mal den Länderschwerpunkt ‚Mali‘. Und es stand ganz im Schatten 😉 der heißesten Tage des Jahres.
Am späten Dienstag Nachmittag brachen wir auf. Offenbar gab es einen größeren Stau auf der Autobahn, so lotste uns das Navi auf Landstraßen bis Würzburg. Dann auf die Autobahn, aber nicht durch Würzburg hindurch sondern auf der Autobahn drum herum. Alles easy.
Aber dann: Ausleitung von der Autobahn, Nachtbaustelle ab 17:00 Uhr, Wartung des Rennsteigtunnels. Komische Anzeige bei Google Maps. Wir folgen trotzdem. Runter von der Autobahn, nach links abbiegen, 3 km fahren, links abbiegen, auf die Autobahn – waren wir da nicht schon? Dann Ausleitung von der Autobahn – wie vorhin! Google sagt links abbiegen – das machen wir nicht. Wir fahren rechts und realisieren, dass wir auf der U11 sind. Das ist OK.
Jetzt gehts auf schmalen Landstraßen durch die Berge bis Crawinkel. Da auf die Bundesstraße bis Auffahrt Gräfenroda. Nach ein paar hundert Metern kommt die Raststätte Thüringer Wald. Hier fahren wir raus und parken. Zu Essen gibt es in der Raststätte nur noch Bockwurst und pizzaähnliche Teile. Is ja auch nix los.
Mittwoch
noch eine halbe Stunde nach Rudolstadt. Am Parkplatz ‚Bleichwiese‘ Parkkarte vorzeigen und Platz beziehen.
Wir stehen auf dem Wohnmobilplatz ‚Bleichwiese‘. Ein großes kahles Areal, etwas Gras und festgefahrener Schotter. Hier ist immer ein regulärer Womo-Platz. Weitere Plätze zum Campen während des Festivals kannst du die hier anschauen. Offizielle Infos über die Campingplätze und andere Übernachtungsmöglichkeiten hier.

Es wird warm werden – sehr warm. Ich ziehe unseren neuen Sonnenschutz vor das Womo. Später sagt unser Nachbar, „das sieht aus wie eine Ritterrüstung..“

Der heißeste Tag des Jahres (bislang). Möglichst nicht bewegen, viel trinken und im Schatten bleiben.

Margit leidet schwer unter der Hitze, sie liegt vor dem Womo im Schatten und kühlt sich mit feuchten Tüchern.

Donnerstag
Festival-Bändchen holen. Die Hitze läßt etwas nach. Wir spazieren durch den Heine-Park (Festivalgelände) und genehmigen uns Kaffee und Kuchen bei den Bauernhäusern.

Noch ist hier nichts los. Das erste Konzert beginnt um 21:00 Uhr. Überall ist man mit Aufbau beschäftigt.

Das Konzert auf der großen Bühne im Heinepark besuchen wir nicht. Das riesige Gedränge möchten wir uns nicht antun.

Freitag
Zwei Konzerte bei den Bauernhäusern. Länderschwerpunkt ‚Mali‘.
Anschließend geht’s in die Stadt. Straßenmusik in jeder Ecke, an jedem Platz.
Auf der großen Bühne auf dem Marktplatz spielt und tanzt Chinary Junior aus Bulgarien.


Samstag
Taras Dorotsky aus der Ukraine spielt die Kozbar-Laute und singt traditionelle Lieder der ehemals fahrenden Barden. Die Stadtkirche Rudolstadt ist brechend voll. Alle Besucher lauschen stille und aufmerksam dem blinden Sänger.

Höhepunkte des Rudolstadt Festivals 2025 – in BR Klassik, 2 Stunden Musik hören…
Auf der Marktbühne spielt das Jugendfolkorchester

Rudolstadt, das sind auch viele Kuturdenkmäler. Viele warten offensichtlich schon lange darauf, Denkmal zu werden.


Straßenmusiker an allen Ecken und in unterschiedlichen Qualitäten…
Sonntag
Auf der Heidecksburg. Noch laufen die Vorbereitungen auf der großen Bühne.

Auf der Burgterasse sammeln sich die Zuschauer.

Waldimania – UNESCO Kulturerbe: Im April 2025 wurde die Waldzither in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Aus diesem Anlass haben sich Waldzitherspielerinnen und Spieler konzertierend zusammengefunden.

Später spielt das Jugendfolkorchester noch auf der großen Bühne der Burg. In der Stadt gibt es anschließend die Abschluss-Revue. Das ist gut, am anderen Ende des Platzes ist ein Weinstand. Ich trinke noch ein Glas trockenen Mosel-Riesling. Es finden noch einige Konzerte statt, aber ich bin fertig. Unterwegs besorge ich eine Tapas-Platte zum Mitnehmen. Meine Füße schmerzen, ich schleppe mich zum Bus, dann Abendessen. Das war unser Rudolstadt 2025.
Links zum Rudolstadt-Festival
- https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolstadt-Festival
- https://www.rudolstadt-festival.de/startseite.html
- https://www.mdr.de/kultur/rudolstadt/musikerinnen-und-musiker-beim-rudolstadt-festival-100.html
- https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/saalfeld-rudolstadt/festival-bilanz-rudolstadt-folk-root-weltmusik-kultur-news-100.html
- https://www.br-klassik.de/programm/radio/ausstrahlung-3786866.html
- https://www.mdr.de/kultur/rudolstadt/index.html
- https://www.mdr.de/kultur/rudolstadt/konzert-highlights-adams-durante-mine-dubioza-110.html
Teil 2: Schwarzatal und Grünes Band
Zwei Übernachtungen in Bad Blankenburg, eine in Blankenstein, dann noch eine am Infozentrum ‚Bahnhof Blechschmidtenhammer‘ – so ging’s weiter und zu Ende.
Irgendwie haben wir nach Rudolstadt keinen richtigen Urlaubsrhytmus gefunden. Lag es an der Hitze und Anstrengung? Aber eigentlich war es jedes mal so – nach Rudostadt. Vielleicht hätten wir erst mal 3 Tage Ruhe auf einem Campingplatz halten sollen…
Bad Blankenburk und Schwarzatal
Statt dessen haben wir uns gegenüber der ehemaligen Disco ‚Talstation‘ einquartiert. Offenbar waren wir so kaputt, dass wir nicht mal Fotos vom Ort gemacht haben. Das Gebäude steht zum Verkauf, 330.000 Euro sind gefordert. Aktuell ist es eher ein ‚lost place‘ – da haben wir viele gesehen, davon aber später.

Von Kassandro – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10762123
Bad Blankenburg – ein Ort mit Tradition! Hier hat Friedrich Fröbel das Konzept des Kindergartens entwickelt und den ersten Kindergarten eröffnet. Hier gibt es aber auch das Anna-Luisen-Stift, das zwischen 1920 und 1945 ein Ort der Kindesmisshandlung und des Mordes an über 300 Kindern war.
Hier gibt es alljährlich ein Lavendelfest und eine Lavendelköniging, denn hier wurde früher (vor 200 Jahren) Lavendel gewerbsmäßig angebaut und vermarktet. Viele eindrucksvolle Gebäude sind Zeugen einer prosperierenden Zeit.
Ein großer Gebäudekomplex fällt uns beim Spaziergang auf: von Bäumen halb verdeckt, außerhalb, leicht erhöht weckt er unsere Neugier. Der Versuch den Ort zu besuchen scheitert an einem massiven Bauzaun, ‚Betreten verboten‘.

Spätere Recherchen zeigen, es handelt sich um das Sanatorium Schwarzeck. Erst Sanatorium (1902), dann Schule der Luftwaffe (1937) und Rehabilitationsklinik für Luftwaffenpersonal (1944), 1947 reißt sich die SED den Kompex unter den Nagel, 2003 erwarb die ‚Klinikbetrieb Störtal GmbH‘ das Objekt. Bezahlt wurde bisher kein Pfennig, der Kaufvertrag wurde gerade gerichtlich rückabgewickelt und seit 2003 haben wir hier einen ‚lost place‘
Montag
Es hat geregnet, es ist kühler als in den vergangenen Tagen und wir stehen auf einem akzeptablen Platz gegenüber der ehemaligen Disco ‚Talstation‘. Der ‚Panoramaweg Schwarzatal‚ verläuft hier entlang. Von den 136 Kilometern wollen wir morgen ein paar Kilometer laufen.
Dienstag
Zunächst passieren wir das Chrysopras-Wehr an der Schwarza. Chrysopras ist ein Halbedelstein. Der wurde hier aber nie gefunden. Aber an der Schwarza darf man gelegentlich Gold waschen…

Anfangs waren wir noch guten Mutes, aber bei unserer Rast an der Ruine des Jagdschosses Eberstein beschlossen wir die Wanderung schonend zu beenden. Ziel war das Gasthaus Schweizerhaus (leider dienstags geschlossen).

Kaum hatten wir das Ziel erreicht, kam schon der Wanderbus, der uns zurück zum Chrysopras-Wehr brachte.
Um 17:00 Uhr gabs dann Knusperente im Restaurant ‚Saigon‘ und der Tag kam zu einem befriedigendem Abschluss.
Mittwoch
Neuer Tag und neue Ziele: Wir fahren zuerst nach Schwarzburg. Ein neu angelegter Park mit Parkplatz und Reste vom DDR-Charme waren unser erster Eindruck. Viele prächtige Gebäude haben wir bei unserem Rundgang gesehen und das Schloss, welches gerade renoviert wird.
Unterhalb des Schlosses im Ort gabs Kaffee und Kuchen. Überraschend die kleine Kirche, ganz in Holz ausgekleidet.
Einen schönen Eindruck von Schwarzaburg und der Umgebung verschafft das Video auf der Homepage vom Hotel Schwarzaburg!

Wir fahren weiter an die Thüringisch-Bayrische Grenze. Dort verlief bis 1989 die deutsch-deutsche Grenze. Ein Streifen, der auf DDR-Seite streng überwacht wurde. Zivilisten durften sich dort nicht aufhalten. Später wurde aus dem Grenzstreifen das ‚Grüne Band‚, ein langes, schmales Stück Land für den Natur- und Artenschutz. Wir wollen dort noch wandern.
Blankenstein und Grünes Band
An unserem Ziel Blankenstein parken wir unterhalb vom Wanderstützpunkt Blankenstein Rennsteig auf einem öffentlichen Parkplatz.

Blankenstein liegt auf der thüringischen Seite der Grenze (Thüringen – Bayern, früher DDR – BRD). Irgendwie merkt man das heute noch. Über die ‚Grenze‘ gibt es nur eine kleine, schmale Straße und man erzählt uns, dass der ÖPNV die ‚Grenze‘ auch nur gelegentlich passiert. Den können wir also nicht in unsere Wanderung einplanen..

Wir wollen Essen gehen. Der ‚Wanderstützpunkt‘ schließt um 18:00 Uhr, schade.. In Blankenstein gibt es keine geöffneten Gaststätten – früher war das anders. Dann finde ich das ‚Café & Pension am Rennsteig‚. Ich bin mir nicht sicher, ob da auch Nicht-Pensionsgäste was zu Essen bekommen. Also Anruf: Bekommen wir bei Ihnen was zum Essen? – Ja heute ist Mittwoch, da gibt es Spagetti Bolognese… Super. (mittlerweile sieht die Karte im Internet deutlich erweitert aus. Pizza gab es Anfang Juli noch nicht).
Wir laufen den Berg hoch, klingeln an der Tür und werden sehr freundlich begrüßt. Super Spagetti – gutes Bier – Der Abend ist gerettet und der Tag findet einen schönen Ausklang.
Gegen 19:00 Uhr füllt sich der Gastraum. Mehrere ältere Herren werden wie Freunde begrüßt. Es ist der ‚Sammler-Stammtisch‘. Bald werden wir mit einbezogen. Man zeigt uns die Münzsammlung, alte Ansichtskarten und erzählt uns aus der Geschichte von Blankenstein. (Bei ‚Wiedes Papierfabrik Rosenthal (WPR)‚, heute ‚Mercer Rosenthal‚ stand die erste Druckmaschine, die Hochglanzpapier bedrucken konnte. Die Russen haben die nach dem Krieg mitgenommen..) Die alten Herren haben mich sehr angerührt und an meine eigene Briefmarkensammlung erinnert…
Donnerstag
Am nächsten Tag geht es über die ‚Grenze‘ zum ‚Infozentrum Bahnhof Blechschmidtenhammer‘.

Eigentlich wollen wir uns nur informieren, aber der Parkplatz ist recht groß, liegt günstig für die geplanten Wanderungen – hier bleiben wir.

Es geht ins Höllental! Die Wanderung wird nicht sehr lang, aber recht anspruchsvoll.
Der erste Teil der Wanderung führt uns durch unwegsames, fast alpines Gelände und durchs Unterholz zum Hirschsprung.
Jetzt geht es abwärts. Wir wandern ins Tal, vorbei am Kraftwerk Höllental mit seiner Entlastungs-Fontaine über den Jungfernsteg zurück zum Parkplatz am Infozentrum.
Im Gasthof ‚Blechschmiedehammer‚ gehen wir Essen und beschließen den Tag im Bus.
Freitag
11. Juli 2025. Heute fahren wir nach Hause – aber das wissen wir am Morgen noch nicht. Nach einer erholsamen Nacht wird erst mal ausgiebig gefrühstückt. Heute gibt es einen dicht gepackten Tag – aber das wissen wir auch noch nicht.

Gestern im Gasthaus haben wir den Höllen-Sprudel kennen gelernt. Wir wollen einen Kasten mit nach Hause nehmen. Wir fahren nach Hölle. Das ist der Quellort und Sitz der Firma.

Leider gibt es keinen Werksverkauf.

Aber wir können am Brunnenhäuschen einen Schluck Originalwasser trinken und ein paar Flaschen abfüllen.



Wir fahren zurück zum Infozentrum. Von hier starten wir unsere Wanderung auf dem ‚grünen Band‚. Der erste Teil des Weges führt auf dem Kolonnenweg/Panzerstraße nach Osten.

Der Weg führt ohne Rücksicht auf die Topografie bergauf und bergab. Das ist anstrengend. Es ist heiß.



Dann steigen wir ins Tal ab. Hier geht es nach Westen direkt entlang der ehemaligen Grenze am Bach entlang. Es ist feucht, schwül und der Weg ist ziemlich zugewachsen.
Fast am Ende unseres Weges passieren wir wieder einen ‚Lost Place‘

Ein eingezäuntes riesiges Gelände mit großen, teils gut erhaltenen, teils verfallenen Gebäuden.
Aber hier wohnt wohl jemand – zeigt der bereitgestellte Mülleimer.

Im Internet gibt es fast keine Fundstellen zu diesem Komplex. Wie es scheint, gehört(e) der ‚Ullsteinpark‘ einer Familie gleichen Namens, die bis 1935 eine Papierhandlung/Papierfabrik und den Ullstein-Verlag betrieb.
Ein Turm am Horizont hat unsere Aufmerksamkeit erregt.

Er gehört zur ältesten Stadt in der Gegend, Lichtenberg. Da wollen wir hin.
Nach einem ausgiebigen Rundgang genehmigen wir uns Kaffee und Kuchen. Wir haben keine Lust mehr noch etwas Neues zu unternehmen. Die Luft ist raus. Wir fahren nach Haus.
Unterwegs kaufen wir noch Höllenwasser. Die Autobahnen sind wohl ziemlich voll, Google führt uns bis Würzburg auf Landstraßen, was auch reizvoll ist. Wir sind zügig am frühen Abend wieder zu Hause.